Cristina Fessler

Cristina Fessler, 1944 in Ferno (Italien) geboren, lebte von 1949 bis zu ihrem Tod 2012 in der Schweiz, ab 1969 mit ihren Kindern (Jg. 65 und 68) in Zürich. Anfang der 70er Jahre wandte sie sich der bildenden Kunst zu und gilt seither als eine der bedeutendsten Schweizer Künstlerinnen ihrer Generation.

Ihre Arbeiten zeugen von Umbruch und Aufbruch. Zu Anfang dominieren politische und gesellschaftliche Themen, je länger je mehr mischen sich aber auch Fragen zu ihrer Herkunft und der persönlichen, weiblichen Entwicklung mit ein. In frühen Phasen entstehen Arbeiten zu Körperlichkeit, Kind und Umwelt, Bewegung und Raum. Es folgen Gruppen- und Einzelausstellungen. Ab 1978 distanziert sie sich von der Figuration und Auseinandersetzung mit dem Bildraum und seiner Grenze und es entstehen farbintensive, grossformatige “Horizonte”. Mit “Die Braut des Krakatau” 1984, findet Cristina Fessler neue Materialien. Die Künstlerin geht zu einer verdichteten, dem abstrakten Expressionismus nahestehenden Malerei mit organischen, zähflüssigen Substanzen über. Auf grossflächiger Leinwand entstehen 1986 die “Schichtungen”. 1987 die erste Museumsausstellung im Kunsthaus Zürich und weitere zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.

Im Werkkomplex “Nagaland“ werden Verlust und Verwundung thematisiert. Im Zerschneiden der Leinwand und dem Aufhängen einzelner Bildteile an der Wand ist die Erfahrung vom Verlust der Ganzheit eingeschrieben. Der interkulturelle Transfer ist ein Erforschen dieser Wandlungsprozesse, eine Suche nach den Grenzen des Eigenen und Fremden, die im Trophäencharakter der “Displacements” noch einmal zum Ausdruck kommt. Im Dezember 1993 Eröffnung der Ausstellung im Helmhaus Zürich. Ebenfalls in Indien, im Grenzgebiet zwischen Goa und Maharashtra arbeitet sie an atmosphärischen, stimmungshaften Bildern in frischen Blau- und Grüntönen, die an die üppige Vegetation des Regenwaldes erinnern. In der Reihe “Lucky Trees” formen sich im Sinne eines “Drippings“ die exotischen Bäume auf der Bildfläche und scheinen sich nach unten hin im Wasser zu verlieren. Es ist eine tropische Pflanzenwelt, die in sich ruht und durch die Spiritualität der beiden Symbole Baum und Weg eine transzendente Stimmung verbreitet.

Später nehmen die Zeichnungen wieder einen wichtigen Platz ein. So entsteht 2005 der Ashvem-Block während eines Aufenthalts in einem südindischen Dorf. Das Charakteristische dieser zart und durchscheinend wirkenden Blätter ist, dass sie mittels Eisenstaub, teilweise ergänzt durch Gouache und Graphit, gemalt sind. Assoziationen an die Natur, an Pflanzen, ihre Blätter, Samen und Wurzeln, aber auch an unbestimmbare Tiere, an menschliche Köpfe und Hände sind auf den Blättern auszumachen. Die fragilen Sujets heben sich von ihren früheren, mehr der Schwere der Materie gewidmeten Arbeiten ab.

Isabelle Fessler, Juli 2024. Quellen: Christina Horisberger, Sikart Lexikon. Suzanne Kappeler, NZZ 2006. Verena Schmid, Klinik Hirslanden Zürich.

  • * 12.1.1944 Ferno I

  • † 5.6.2012 Zollikon CH

Einzelausstellungen

  • 2020 Atelierhäuser am Waldrand, Gockhausen; “Werkschau“
  • 2011 Atelier an der Südstrasse, Zürich; “Werkschau“
  • 2007 Várfok Galeria, Budapest; „Drawings“
  • 2006 Galerie Lutz & Thalmann, Zürich; „Ashvem Block“
  • 2004 Galerie Lutz & Thalmann, Zürich; „Mappings“
  • 2004 Dorottya Galleria, Budapest (Katalog)
  • 1996 Kunsthalle Arbon, „Naga-Nagafähre“ (Katalog)
  • 1996 Chemould Gallery, Bombay; „Nagaland Transfer“
  • 1995 Galerie Pablo Stähli, Zürich
  • 1995 Birla Academy of Art, Calcutta, „Nagaland Transfer“ (Katalog)
  • 1994 Galerie Weisser Elefant, Kulturamt Berlin-Mitte; „Nagaland“
  • 1993 Helmhaus Zürich ; „Nagaland“ (Katalog)
  • 1991 Galerie Ressel, Wiesbaden
  • 1991 Ursula Blickle-Stiftung, Kraichtal
  • 1990 Kunstverein Schwetzingen; „Schichtungen“ (Katalog)
  • 1988 Forschungsreisen in Vulkangebieten der Südsee und Hawaii
  • 1988 Galerie Patrick Roy, Lausanne
  • 1988 Galerie Emmerich-Baumann, Zürich
  • 1988 Kunstverein Konstanz; „Grosse Schichtung Konstanz 1988“ (Katalog)
  • 1987 Kunsthaus Zürich; „Arbeiten 1985–1986 “ (Katalog)
  • 1986 Galerie Hartmann, St. Gallen
  • 1986 Städtische Ladengalerie Lothringerstrasse, Continuum, München;
    „Grosse Schichtung München 1986“
  • 1984 Galerie Gimpel-Hanover & André Emmerich, Zürich
  • 1983 Kunsthaus Zürich, „Arbeitskontakte“ (Katalog)
  • 1982 Galerie der Waser AG, Zürich; „Horizonte“
  • 1981 Galerien Gimpel-Hanover & André Emmerich, Zürich; „Horizonte“
  • 1977 Produzentengalerie Zürich, „Experiment Taube“ (Katalog)
  • 1976 Städt. Galerie Strauhof, Zürich; „Zeichnungen“

Gruppenausstellungen

  • 2016 ART-DOK, Zürich; “100 Jahre Frauenpower“
  • 2013 Visarte, Zürich; “Horizonte“
  • 2008 - 09 Museum der Kulturen, Basel, „NAGA“ (Katalog)
  • 2008 Kunsthalle Palazzo Liestal; „Kleine Kunstgeschichte der Schweizer Malerei 1900-2008 / Seitenwege“
  • 2008 Seedamm-Kulturzentrum, Pfäffikon, 68 – „Zürich steht Kopf“ (Katalog)
  • 2008 Galerie Lutz & Thalmann, Zürich; „10 Jahre Lutz und Thalmann Zürich“
  • 2007 Galerie Lutz & Thalmann, Zürich; „Autumn Leaves“
  • 2007 Seccomalerei im Hofraum der BEP/Industrie 1, 8005 Zürich
  • 2004 Galerie Lutz & Thalmann, Zürich; „Winterreise“
  • 2004 Fellowship am Collegium Budapest; Stipendium der Kulturstiftung Landis und Gyr
  • 1998-99 Gastprofessur an der HBK Kassel (3 Semester);
    Seminare: „Dialog mit dem Eigenen und dem Fremden“
  • 1998 Musée Cantonal des Beaux-Arts, Sion; „Saxifrage“
  • 1997 Schweizerische Landesbibliothek, Bern; „Indien Sehen“ (Katalog)
  • 1997 Musée d’art et d’histoire, Fribourg; „Saxifrage“ (Katalog)
  • 1997 Galerie Pablo Stähli, Zürich; „Travellers“
  • 1996 Gemäldegalerie der Akadademie der Bildenden Künste,Wien;
    „Fragile – Handle with Care“ (Katalog)
  • 1995 Gastdozentin an der Birla Academy of Art, Calcutta;
    Thema: „Displacements and Transfers in Culture“
  • 1994 Frauenmuseum Bonn; „Stadt der Frauen“ (Katalog)
  • 1991-92 Forschungsreisen in Nordost-Indien/ Nagaland
  • 1983 Gallery Gimpel Fils, London; „12 Swiss Artists“
  • 1983 Triennale Le Landeron; „La Femme et lëArt“ (Katalog)

Auszeichnungen

  • 2004 Fellowship am Collegium Budapest;
    Stipendium der Kulturstiftung Landis und Gyr
  • 1978 Kunststipendium der Stadt Zürich
  • 1977 Kunststipendium des Kantons Zürich
  • 1976 Eidgenössisches Kunststipendium
  • 1976 Kunststipendium des Kantons Zürich
  • 1975 Eidgenössisches Kunststipendium

Kunst und Bau

  • 2006 BEP Röntgenstrasse 41–49 Zürich, Wandgemälde 5 x 20m (Seccomalerei)
  • 1996 SUVA, “ Geschäftshaus Baarermatte“, Zug
  • 1995 Bank Leu, Uster. Schalterhalle. „Schichtungsarbeiten 1995“
  • 1990 UBS Stauffacher, Zürich, Schalterhalle und Cafeteria,“Grosse Schichtung 1990″
  • 1990 Alters- und Pflegeheim Pfäffikon (ZH). Wandmalerei
  • 1998 Universität Zürich-Irchel, Bibliothek, „Kinder der Erde“

Sammlungen

  • Banca del Gottardo, Lugano
  • Bank Baer, Zürich
  • Bank Leu, Zürich
  • Birla Academy of Art and Culture, Calcutta
  • Bundesamt für Kultur der Schweiz, Bern
  • Credit Suisse, Zürich
  • Erziehungsdirektion des Kantons Zürich
  • Grafische Sammlung Kunsthaus Zürich
  • Klinik Hirslanden, Zürich
  • Kunsthaus Zürich
  • Präsidialabteilung der Stadt Zürich
  • SUVA, Winterthur
  • UBS, Lausanne
  • Ursula Blickle-Stiftung, Kraichtal
  • Zürcher Kantonalbank, Privatbanking, Zürich

Bibliografie

  • CRISTINA FESSLER SCRAPBUCH NAGALAND
    160 Seiten, Format 25×29 cm, 280 Abb., durchgehend farbig
    Mit Essays von Mario Erdheim und Georg Kohler
    ISBN 10: 3-85862-680-5
    ISBN 13: 978-3-85862-680-5
    CHF 36,– Euro 24,–
    Regenbogen Verlag Konstanz
  • CRISTINA FESSLER BEI LUTZ UND THALMANN
    Kunstbulletin 5/2006, Text: Dominique von Burg
  • CRISTINA FESSLER: BUDAPEST – WEGE, SPUREN
    Katalog Dorottya Galeria des Ernst Museum, Budapest
    Texte: Dora Romek, Klaus Stromer. 2004
  • ELET ES IRODALOM
    Budapest, Text: Hemrik Laszlo. Mai 2004
  • KUNST. WELT. STADT. ZÜRICH
    Zürcher Gegenwartskunst bei der ZKB Private Banking, S. 32/33
    Text: Hans-Jörg Heusser. 2001
  • CRISTINA FESSLER, DER HORIZONT IST KEINE GRENZE
    Zürcher Magazin 3/2001, Text : Peter K. Wehrli
  • BIOGRAFISCHES LEXIKON DER SCHWEIZER KUNST
    Hrsg. Institut für Kunstwissenschaft, Zürich. 1998
  • SAXIFRAGE
    Musée d‘art et d‘histoire, Fribourg. Katalog. 1997
  • FRAGILE – HANDLE WITH CARE
    Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Wien
    Text: Cristina Fessler. 1996
  • CRISTINA FESSLER – NAGA-FÄHRE UND BODHI-BÄUME
    Katalog Kunsthalle Arbon, Text: Laura Arici.1996
  • CRISTINA FESSLER NAGALAND, HELMHAUS ZÜRICH
    ARTIS Feb./März 1994, Text: Annelise Zwez
  • CRISTINA FESSLER NAGALAND, HELMHAUS ZÜRICH
    Kunst-Bulletin 3/1994, Zürich-Berlin, Text : Martin Kraft
  • CRISTINA FESSLER NAGALAND
    Katalog Helmhaus Zürich, Texte: Katharina Sykora, Georg Kohler. 1993
  • CRISTINA FESSLER NAGALAND, ZEICHNUNGEN
    Katalog Helmhaus Zürich / Birla Academy Calcutta, Regenbogen Verlag, Zürich. 1993
  • ARS HELVETICA XII, KUNSTSZENE HEUTE
    Texte: Beat Wyss, Urs Stahel. 1992
  • CRISTINA FESSLER, VON DER NOTWENDIGKEIT DES CHAOS…
    ARTIS April 1991, Text: Mario Erdheim
  • CRISTINA FESSLER
    Arbeiten 1987–1990, Katalog Kunstverein Schwetzingen
    Texte: Ursula Pawlak, Mario Erdheim. 1990
  • CRISTINA FESSLER, MALSTROOM
    Videofilm über „Grosse Schichtung UBS, 1989“ (22 Min.)
    Redkation: Edith Jud. Kamera: Joder Machaz. Text: Mario Erdheim. 1989
  • CRISTINA FESSLER, ARBEITEN 1985–1990
    Katalog Kunsthaus Zürich
    Texte: Hanne Weskott, Guido Magnaguagno, Willy Rotzler. 1987
  • CRISTINA FESSLER
    Ausstellung im Kunsthaus Zürich, „Schauplatz“ TV-DRS,
    Redaktion: Edith Jud. 1987
  • CRISTINA FESSLER, DIE GANZE KRAFT DER ERDE
    Tages-Anzeiger Magazin Nr. 3/1987, Text: Volker Schunk. 1987
  • CRISTINA FESSLER
    Künstlerheft. Herausgegeben von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
    Text: Klaus Stromer. 1986
  • ARBEITSKONTAKTE
    Katalog Kunsthaus Zürich. Text: Caroline Kesser.1983
  • CRISTINA FESSLER, HORIZONTE
    Kultursendung „Schauplatz“ TV-DRS. Redaktion: André Ratti. 1981
  • CRISTINA FESSLER, KINDER DER ERDE
    (Gestaltung der Bibliothek der Universität Zürich-Irchel)
    WERK Nr. 4/1981. Text: Caroline Kesser. 1981
  • CRISTINA FESSLER – PORTRAIT
    Television Suisse Romand „La Clef du Regard“, Redaktion: Gilbert Bovay. 1977