Displacements 1992 – 1996

Transferbewegungen. 1992 traf Cristina Fessler auf Skulpturen der Naga, einer Ethnie im Nordosten Indiens, die noch bis vor kurzer Zeit Kopfjäger waren. Fasziniert von der Ausdruckskraft der holzgeschnitzten Figuren, begann sie sich mit der Kultur der Naga intensiv auseinanderzusetzen… Ziel der Suche war zunächst die kognitive und künstlerische Anverwandlung des faszinierenden Anderen einer außereuropäischen Kultur. In sie mischte sich das Nachdenken über den gefährdeten Status von Kunst- und Kultgegenständen im interkulturellen Transfer, die Problematisierung der eigenen Arbeit innerhalb unserer Kultur und schließlich auch die Suche nach dem verlorenen Ort eigener Kindheitserinnerungen… Die weißgrundierten Leinwände, auf die Cristina Fessler ihre Schaumstoff-schablonen von Tiertrophäen appliziert, sind (selbst) wie Beutestücke aufgehängt, die aus ihrem ursprünglichen Atelierzusammenhang herausgelöst wurden… Während der zahlreichen Malvorgänge, bei denen sie Schicht um Schicht die schwarzen Schlieren über den leinwandbedeckten Boden zieht und dann mit Sand, Graphit, Kohle und pulverisiertem Kupfer bestreut, liegt im Zentrum jeder Leinwand eine Schaumstoffschablone ausgebreitet. Sie hat die Silhouettenform von Raubkatzenfellen. Auszug Katalog Nagaland 1993, Katharina Sykora